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  • Matthias Restle

Der kreative Streit verbindet

Aktualisiert: 10. Sept. 2020

Eine gute Streitkultur zu entwickeln, gehört zu jeder soliden Partnerschaft. Gerade in Zeiten von Krisen, wenn wir nahe aufeinander und eher gereizt sind, können Konflikte viel schneller eskalieren.

Konflikte sind an sich kein Problem sondern immer auch eine Gelegenheit, die Beziehung zu vertiefen und zwischen einander mehr Substanz zu bilden.

Dafür müssen wir jedoch zuerst realisieren, dass ein Konflikt besteht und die Bereitschaft aufbringen, diesen anschauen zu wollen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Damit haben wir dann schon den ersten Schritt genommen. Indem wir anerkennen: Wir haben einen Konflikt, wie toll! Eine weitere Möglichkeit taucht auf, unsere Beziehung ergründen und uns selber besser kennen lernen zu können.


Beide Partner sind nun aufgerufen, ihre Position einzunehmen und ihren Standpunkt zu vertreten. Und zwar ganz. Ich bin früher als scheuer Kerl immer zu schnell auf die Gegenposition eingegangen und dachte, das sei spirituell. Das Gegenteil ist wahr. Das, was ich als real und wirklich erlebe, ist enorm wichtig einzubringen und dafür einzustehen. Erst so erfährt mein Gegenüber mehr über mich und meine Wahrnehmung. Dieser Schritt hat noch gar nix mit Ego zu tun sondern beschreibt mehr, was für ein Wesen ich bin.

Also versuche deinen Raum auch einzufordern, den du brauchst, um dich ganz ausdrücken zu können. Damit dein Gegenüber die Chance erhält, auch im Detail zu erfahren, was bei dir abläuft. 

Meistens ist einer der Partner rhetorisch talentierter. Darum soll der auch den weniger Privilegierten unterstützen, sich zu formulieren, indem er ihm Raum schenkt.

Vielleicht geht es dann hin und her, ihr sagt euch die Dinge, die jeden von euch nerven und wütend machen. Wenn du bemerkst, dass du emotional wirst, und eine energetische Ladung dazu kommt, dann wird es gleich spannend und heisser. Vielleicht kannst du spüren wie dein Blut in Wallung kommt.

Emotionen haben oft etwas mit verletzenden Erfahrungen aus deiner Vergangenheit zu tun. Sie werden wieder aktiviert und hängen sich in den aktuellen Konflikt rein. Jetzt wird dein Streitpartner plötzlich zu vielen. Du beginnst alte Täter-Energien abzuwehren und fühlst dich machtlos, darum wirst du auch verletzender, weil du dich nicht gesehen und klein fühlst und dich dadurch zu verteidigen beginnst.

Wenn du diesen Moment erkennen kannst, dann bist du richtig gut. Erkennen heisst, dass du aus einer Beobachter-Sicht die Situation bezeugen kannst. Das ist die Voraussetzung, um einen kreativen Weg einschlagen zu können. Wenn du sowas wie: “Jetzt bin ich emotional und wütend und fühle mich angegriffen“ sagen kannst, bist du auf einem super Weg!

Dies stellt nun eine Möglichkeit dar, den Konflikt auf eine neue Bewusstseinsebene zu heben. 

Vielleicht schlägst du auch noch die Tür hinter dir zu und schmollst nun ein wenig und spürst deine Wut und fluchst rum. Super. Fluchen ist doch gesund, lass das Zeug raus! Auch wenns mal derb ist, voll ok. 

Vielleicht merkst du jetzt, dass es auch eine Möglichkeit gibt, einfach aus der Spirale auszusteigen. Es kommt darauf an, wie gross der Widerhaken in deinem Fleisch sitzt. Wenn du dein Ego schon geschmälert und du dich mit deinen Verletzungen und Traumata auseinandergesetzt hast, dann kann es dir gelingen, dass du einfach loslässt von deinem Strudel, auch wenn sich ein kleines Teufelchen immer noch ungerecht behandelt fühlt und Selbstmitleid hat.

Nimm das tobende Kerlchen zu dir und geh raus und entschuldige dich für deine verletzende Worte. Vielleicht passiert ja gar nix Schlimmes, wenn du dich entschuldigst. Vielleicht findet ihr zu einem Gespräch und du erzählst, was dich verletzt oder getriggert hat. Erzähl von deiner Wunde, das macht dich liebenswert und spürbar. Vermutlich lernst du auch etwas über die Leiden deines Partners kennen. Vielleicht hat die oder der etwas erlebt, was du noch nicht mitbekommen hast. So lernt ihr eure Schwachstellen kennen und könnte euch gegenseitig unterstützen, darin zu wachsen. 

Wenn wir in Partnerschaften verletzlich und unbeholfen, wild und laut, aggressiv und still sein dürfen, dann erweitern wir unser Spektrum des Ausdrucks. Wenn du wild und aggressiv wirst, werde dir deiner damit verbundenen Bedrohlichkeit bewusst, die du möglicherweise ausstrahlst. Wenn du verletzlich und verzweifelt bist, werde dir der Öffnung bewusst, die dadurch entsteht. Der Konflikt kann somit zu einem kreativen Spielraum der Möglichkeiten werden, um dich und dein Gegenüber besser kennenzulernen und erforschen zu können. Er zeigt auch toll, mit welcher Wunde du dich möglicherweise noch vermehrt auseinandersetzen könntest. 

Wenn ihr experimentieren wollt, dann probiert mal ein Rollentausch aus. Wie ist es wenn du in die Rolle deines Gegenüber trittst. Du versuchst seine/ihre Sichtweise zu vertreten und umgekehrt. So kannst du einen Einblick in die Wirklichkeit deines Gegenübers erhaschen, welcher deinen Horizont massiv erweitern kann.

So könnt ich euch durch eine kreative Konfliktkultur Gelegenheiten erschaffen, um weiter zu wachsen und dabei die Beziehung immer mehr zu vertiefen. Und das kann sogar Spass machen. Was möchtet ihr noch mehr? Leben und Partner sind nicht da, um uns glücklich zu machen, sondern um uns bewusster werden zu lassen.  


Brauchst du Hilfe, um eine kreative Konfliktkultur zu entwickeln? Ich bin da für dich. Gratis Kennenlerngespräch/Angebot.

Hole dir zudem meinen 6-Schritte Plan, wie du Konflikte in tiefe Begegnung umwandeln kannst. Hier ist der Link.

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